Arved Schultz

Landeskundliche Forschungen im Pamir

Abhandlungen des Hamburischen Kolonialinstituts. Band XXXIII.(Reihe C. Geographie, Geologie, Mineralogie, Paläontologie). Hamburg. 1916

 

6. Am Bartang von Śares bis Kala-i-Wamar.

“…Der Unterlauf des Ak-śu-Murgab, der Bartang, bildet das eigenartigste Tal des ganzen Pamir. Schon der unregelmäβige Verlauf des Flusses, der im allgemeinen wie der Gunt und der Oberlauf des Pändsch dem Umbiegen der äquatorial streichenden Ketten nach SW. folgt, seine zahlreichen, oft nur venige km langen Windungen und Krümmungen lassen erkennen, welche Schwierigkeiten er auf seinem Lauf zu überwinden hat.

Das Bartang-Tal ist von der Auβenwelt fast ganz abgeschlossen, und die schwere Verbindung der einzelnen, kleinen, auf Terrassen oder Schwemmkegeln gelegenen Dörfchen untereinander hat das Entstehen selbständiger Gemeinwesen mit eigenartiger patriarchalischer Verwaltung zur Folge gehabt. Auβer den russischen Topographen und dem Geologen IWANOW in älterer Zeit haben nur selten russische Offiziere die Schlucht durchzogen. B.A. FEDTSCHENKO gelangte bis zum Dorfe Chidchis am Unterlauf und durchschritt die Strecke von Śares bis zur Mündung des Kudara. Nennenswerte Beschreibungen liegen über das Bartang-Tal aber nicht vor. Von mir wurde es im November 1909 stromaufwärts und im Dezember 1911 stromabwärts durchzogen.

Der obere Teil des Bartang-Tales bis zur Mündung des Mardschanai bei Śares ist S. 88 geschildert worden. Bei Pamirski-Post flieβt der Murgab in 3620, bei Śares in 2985 m und mündet bei Kala-i-Wamar in 1740 m Höhe in den Pändsch. Das Gefälle beträgt somit für die Strecke im innerpamirischen Gebiet nur 4 m, im peripheren W.-pamirischen 8 m auf den km. Das Bett ist gut ausgeglichen, so daβ stromabwärts gröβere Strecken auf den Fellflöβen der Tadschik befahren werden können. Verkehrshindernd treten aber oft klammartige Schluchten und steil abfallende Talsporen auf, an denen sich die Wassermassen des Bartang brechen, und die auf mühsamen Pässen oder auf ,,Owringen" überschritten werden müssen. Im allgemeinen ist am Bartang ein Sommer- und ein Winterpfag zu unterscheiden. Der erstere führt meist hoch an den Hängen entlang, ist gezwungen, groβe Umwege zu machen, und steigt nur zu den kleinen Dörfern an den Mündungen der Seitenbäche herab. Der letztere benutzt vorwiegend die Talsohle, läuft aber oft über ,,Owringe". Pferde können nur unbepackt durchgebracht werden und müssen häufig über den auch im Winter reiβenden Strom geschwemmt werden. Die Siedlungen liegen im oberen Teil des Tales auf Schwemmkegeln oder den, diesen Abschnitt der Bartang - Schlucht besonders kennzeichnenden, alten Talböden, im unteren Teil vorwiegend auf Schwemmkegeln, seltener auf niedrigen Terrassen. Auf den alten Talböden. die auch die Anlage gröβerer Felder ermöglichen, herrscht Ackerbau vor, während auf den kleinen Flächen der Schwemmkegel des Unterlaufes der Obstbau eine wirtschaftliche Rolle spielt. Hier sind Maulbeerfrüchte und Aprikosen im Sommer häufig die einzigen Nahrungsmittel der Tadschik. Am Bartang liegen, nach Angaben des Gemeindeältesten (Min-baschi) von Wachan im Jahre 1911, nur zwei Dutzend Dörfer mit 250 Höfen, also mit einer Einwohnerzahl von etwa 1500.

Ein besonderes Interesse beansprucht die Schlucht zurzeit infolge der Abdämmung des Bartang unterhalb Śares (Fig 45). Im Februar 1911 hatte ein starkes Erdbeben einen Bergsturz verursacht, der das kleine Tadschik-Dörfchen Uśoi verschüttete und rasch die Wassermassen des Bartang aufstaute, so daβ die Einwohner des oberhalb gelegenen Dorfes Śares flüchten muβten. Insgesamt kamen bei diesem Erdbeben 150 Personen um.

Bei Śares ist das Bartang-Tal ½ km breit und von steil abfallenden, 1000 m über die Talsohle aufragenden, verfirnten Bergen umgeben. Der ganze Talboden war durch die aufgestauten Wassermassen des Bartang eingenommen, die einen 2 km langen See bildeten, der Ende Dezember teilweise mit Eis bedeckt war. Die Śareser Weitung ist früher vollständig von einem von N. herflieβenden Gletscher eingenommen gewesen, der mehrere etwa 100-150 m hohe Rundhöcker gebildet hatte. Am Fuβe des einen liegt in dem alten Troge des Gletschers das Dorf Śares (Abb. 55). Auch an der Mündung des Mardschanai sind die Felsen in 50-70 m Höhe vom Eise rundgeschliffen worden. Die Felder der Tadschik sollen auf den den Bartang begleitenden Terrassen gelegen haben, die wohl nicht höher als 7 m über dem Bett lagen. Der Wasserspiegel schien sich im Laufe des Sommers um etwa 10 m gehoben zu haben. An den Rändern des Sees ragten im Dezember noch einige Bäume aus dem Wasser empor.

An der Kette im N. sind über Śares drei kleine steilwandige Hängetäler sichtbar, aus denen alte Moränen stufenförmig auf den Talboden herabdringen (Abb. 56). Die häufig gekritzten Geschiebe bestehen aus Phylliten, Graniten und Granitporphyren. Die frühere starke Gletscherentwicklung war hier, wie auch sonst am Rande der peripheren und innern Gebiete des Pamir, durch die auch heute noch besonders reichlich ausfallenden Niederschläge begünstigt (s. S. 69). Eine zweite höhere Kette zieht etwa 10 km N.-lich von Śares dem Bartang parallel. Von ihr scheint der frühere Śareser Gletscher nach S. abgeflossen zu sein und sich in der Weitung der Bartang-Schlucht ausgebreitet zu haben.

Die alten Talböden sind im engen Kerbtal des Bartang in einer Höhe von fast 200 m über der heutigen Talsohle in ausgezeichneter Deutlichkeit erhalten. Stromaufwärts werden von Śares aus ihre deutlich vorspringenden Leisten am linken Talgehänge sichtbar, während sie unterhalb des Stausees als breite Terrasse am Fuβ einer 1000 m  über die Talsohle aufragenden Phyllit-Kette entwickelt sind. Vor dieser liegt noch ein Felsterrassenrest in 50 m Höhe (auf Abb. 55 durch das linksseitige Gehänge verdeckt). Nirgends im ganzen Pamir sind die alten Talböden in so ausgedehntem Maβe vorhanden wie hier am Bartang. Am Pamir-darja und am Kara-kull-luβ werden die bis 130 m hohen Terrassen von fluvioglazialen Ablagerungen gebildet, und in den übrigen Tälern des Pamir sind in diesen Höhen meist nur geringe Terrassenreste oder spärliche Gerölle anfzufinden. Der Śareser Trog durchschneidet rechtwinklig den alten Talböden.

Da ein Aufstieg auf den alten Talboden von Śares aus ebenso wenig möglich  war wie ein Durchdringen am Fuβ der Berge, so muβte der den Śares im W. begleitende Bergrücken überstiegen werden. Ein steiler Aufstieg führte zu einem scharfen Phyllit-Grat, von dem aus auch ein kurzes Stück des linksseitigen alten Talbodens des Bartang sichtbar wurde. Etwa 150 m über ihm mündet ein kleines flaches Hängetal, in dessen Sohle der Bach von 5 m hohen Terrassen begleitet hinflieβt und steil zum Bartang hinabstürzt. Der Abstieg vom Bergrücken führte auf mächtige, äuβerst steile Schutthalden hinab, auf denen, in 700 m Höhe über dem Bartang, der Weitermarsch erfolgte. Die Gegend wird Śudschus genannt und vereinzelt von Jägern besucht. Häufig treten in etwa 200 m Höhe über dem Bartang kürzere Reste des alten Talbodens auf. Die Hänge der Berge fallen durchweg steil ab und sind von bedeutender relativer Höhe. Das Wasser des Bartang ist hoch aufgestaut und dringt in die kleinen Seitentäler ein. Eine Strönumg war nicht wahrnehmbar. Stellenweise bilden beiderseitig auftretende alt Talböden enge Caňons, deren Wände senkrecht zu den 30—50 m breiten Wassermassen abfallen. An den nach N. gerichteten Hängen treten häufig Kare und kurze Tröge auf. Der 5 km unterhalb des Mardschanai von S. her in den Bartang mündende Bach Tschebuntel flieβt in einem Troge, während das folgende kleine Tal Bulak-bek ein tiefes, enges Kerbtal ist. Sträucher und Wiesen begleiten hier den Bach, an dem ein Pfad zu einem Quellfluβ des Patschu und weiter zum S. 123 erwähnten Passe Langar in der Alitschur-Kette führt. Die durchwanderte Strecke von Śares bis zur Mündung des Baches Bulak-bujun betrug in der Luftlinie nur 7 km und erforderte einen ganzen Marschtag.

Am nächsten Morgen wurde der Weitermarsch auf steilen, vereisten Schutthalden und auf den Kämmen in 700—1000 m Höhe über der Talsohle fortgesetzt. Von S. mündet der Bach Langar, der im Oberlauf einen flachen Trog durchzieht. Alte Talbodenreste sind häufig erhalten, und mühsame Abstiege führen auf sie hinab. Am Ausgang des von O. her aus eugem Kerbtal mündenden Baches Wirnif befindet sich ein altes Talbodenstück, das 1 km weit den Bartang rechtsseitig begleitet, und stellenweise treten auch 50 m tiefer Terrassenreste auf. Die Seitenbäche durchschneiden die Terrassen in engen Schluchten (Abb. 57). Von S. her münden zwei kleine Trogtäler in die Bartang-Schlucht.

Die groβen Wassermassen des aufgestauten Bartang zwischen den steilen Hängen der Berge verursachten eine ständige Bildung von Wolken, die mit ihrem Höhersteigen Schnee ausfallen lieβen. Es wurde darauf klar, bis sich im Laufe einer Viertel- bis einer halben Stunde wiederum dichte Wolken vom Wasserspiegel emporhoben und wiederum Schneefall hervorriefen, wodurch die Hänge der Berge und die Schutthalden allmählich mit Eis überzogen wurden. (Abb. 57 zeigt die vorgeschrittene Wolkenbildung über dem gestauten, noch etwas sichtbaren Bartang.)

 

 

Unterhalb des Baches Wirnif liegt linksseitig über einem alten Talbodenrest ein Hängetal, das in eine karähnliche Vertiefung ausläuft (Abb. 58). (Dichter Schneefall machte ein längeres Verweilen an den eisüberzogenen steilen Wänden unmöglich and lieβ auch die Verhältnisse der eigenartigen glazialen Ausgestaltung der Ketten nicht genauer  erkennen.)

Am zweiten kurzen Marschtage waren in der Luftlinie nur 5 km zurückgelegt worden, und zum ersten Male gelang es, zum Bartang, 6 km oberhalb seiner Verschüttung, hinabzusteigen. Über ein altes Talbodenstück wurde eine 1 km breite Weitung erreicht, die ebenso wie die Śareser in ihren höheren Teilen von Möranen, in den tieferen aber von aufgestauten Wassermassen des Bartang eingenommen war (Fig. 46), und die im W. durch den Bergsturz, der einen hohen Rücken im Tal bildete, abgeschlossen wurde (Abb. 59. Die Verschüttung ist vom Standpunkt der photographischen Aufnahme 7 km entfernt). Die Moränen sind von Bächen, die steile Schwemmkegel auf die Weitung vorschieben, zerschnitten.

Der Stausee ist 2 qkm groβ, und sein Wasser dringt zwischen die Schwemmkegel ein und hebt sich hoch an den steilen Schutthalden empor. Anstehend sind senkrecht aufgerichtete Phyllite, die ONO.-lich streichen. Auf den alten Talböden und in den Moränen liegen zahlreiche Granitgerölle und -Geschiebe. Im N. hängt am Kamm der etwa 500 m steil aufragenden Kette eine 50 m breite, rein weiβe Gletscherzunge herab. W.-lich von ihr liegt das etwa 80 m breite Hängetal, welches den früheren in die Weitung herabgedrungenen Gletscher führte. Daneben befindet sich ein zweites kleineres Hängetal, aus dem heute ein Bach abflieβt, der in die Moränen und fluvioglazialen Aufschüttungen eine 10 m tiefe, enge, steilwandige Schlucht eingerissen hat. An den Wasser läufen gedeiht dichter Gestrüppwald.

Den dritten Tag erforderte die Überschreitung der Moränen und des Bergsturzes, sowie die Wanderung bis zum Dörfchen Bartschdif am Bartang. Das Erdbeben vom Februar 1911 hatte auch in Śares sowie in den unterhalb der Verschüttung gelegenen Dörfern Bartschidif, Tasch-kurgan und Kara-kurgan Verheerungen verursacht. In Kara-kurgan soll dabei eine mehrere m hohe Verwerfung im Talbodon stattgefunden haben. In der Uśoier Weitung brach das rechtsseitige Talgehänge längs einer 400 m hohen, 3 km langen Spalte ab, und die abstürzende Bergmasse erfüllte, das Dorf Uśoi unter sich begrabend, den Talboden 4 km weit in einer Breite von 2—3 km und einer Höhe von etwa 150 m. Das Material besteht aus gewaltigen durcheinandergeworfenen Felsstücken von Phyllit, die besonders talabwärts mehr von feinerem Material, Sand, Gehängeschutt, Lehm, Erde und Vegetationsresten, durchsetzt sind. Die Abbruchlinie am Gehänge folgt dem Streichen dor senkrecht aufgerichteten Schichten und fällt mit der unteren Grenze mehrerer Kare, sowie der vorherrschenden winterlichen Schneewolken zusammen. Es scheinen domnach die Sickerwasser an Spalten die Bruchfläche allmählich gelockert zu haben, und das Erdbeben hat schlieβlich den Berg zum Absturz gebracht. Die Wasser des Bartang stauten sich rasch im Laufe des Sommers, so daβ, nachdem die Weitung von Śares überschwemmt war, auch oberhalb, in Pamirski-Post, Überflutungen befürchtet wurden.

 

Ein Überflieβen der 150 m hohen Verschüttung ist kaum anzunehmen, und es ist am wahrscheinlichsten, daβ die Wasser des Uśoier Stausees mit der Zeit durch die Verschüttung durchsickern werden. Im Sommer 1912 war dies aber, nach Aussagen der Eingeborenen, noch nicht erfolgt; bei Pamirski-Post konnte aber auch kein höherer Wasserstand des Murgab nachgewiesen werden.

Unterhalb der Verschüttung wurde das vollständig trockene, 20 m breite Fluβbett des Bartang betreten, und nicht der geringste Ausfluβ aus den Schuttmassen war aufzufinden. Erst einige km talabwärts trat linksseitig ein kleiner Bach heraus, der sein Wasser in das Bartang-Bett abflieβen lieβ. Auch weiter unterhalb war das enge Kerbtal mehrmals durch kleine Bergstürze verschüttet, zwischen denen Lagunen erhalten waren, während der Bach unter den Felstrümmern seinen Weg gefunden hatte.

Der Pfad führte bald wieder hoch an den Hängen entlang zum kleinen Dörfchen Bartschidif, einige km oberhalb der Mündung des Kudara in den Bartang. Zahlreiche kleine Zuflüsse haben den Bartang 5—7 m breit und 40 cm tief werden lassen. Das Dorf Bartschidif liegt auf einer ½ km breiten flachen Schutthalde, neben der die steilen Wände der Phyllite aufragen. Über dem Dorfe münden zwei kurze Hängetäler aus, und eine 60 m hohe Moräne fällt steil zum Pändsch ab (Fig. 47). Unterhalb Bartschidif ist ein etwa 50 m hoher Felsterrassenrest erhalten. Der Schuttkegel ist dicht mit Bäumen bestanden, unter denen die kleinen Hütten der Tadschik liegen.

 

Infolge des Erdbebens waren in Uśoi durch die Verschüttung des ganzen Dorfes 40 Menschen, in den Dörfern Bartschidif und Nuśur durch Einstürzen der Hütten 85 Menschen ums Leben gekommen. In Kara-kurgan wurden alle 12 Hütten zerstört, dabei aber nur ein Mensch gettet. In Jagatsch-kurgan sollen sieben Häuser zerstört und 24 Menschen getötet worden sein. Der Kudara wurde ebenfalls verschüttet, brach aber bald wieder durch. In den übrigen Gebieten des Pamir wurden gleichzeitig nur geringere Erschütterungen verspürt.

Unterhalb der Mündung des Kudara beginnen wiederum die alten Talböden, die ausgedehnte Hochflächen in 120-140 m Höhe über der Talsohle des Bartang bilden, und die zum Teil eine glaziale Ausgestaltung erfahren haben. Das Dorf Tasch-kurgan ist am rechten Ufer des Bartang auf einer bis 1 km breiten, fast 4 km langen, 120 m über der Talsohle gelegenen Hochfläche, an die sich ein 60 m hoher Terrassenrest anlegt, errichtet. Von der Ruschan-Kette im N. war einst ein kurzer Gletscher herabgedrugen, der den alten Talboden etwas vertiefte und einige Rundhöcker erzeugte (Fig. 48).

Auf der linken Talseite liegt auf dem Schwemmkegel eines gröβeren Baches das Dorf Nuśur, von dem aus der Pfad zum Passe Langar führt (s. S. 123). Unterhalb Nuśur durchbricht der Bartang, in enger Klamm flieβend, einen Schieferrücken, der auf steilem Pfade überschritten wird. Von N. her mündet das enge Kerbtal des Guilaum-dara, der einem Gletschergebiet der O-lichen Ruschan-Kette entspringt.

15 km unterhalb Tasch-kurgan ist auf flachem Schuttkegel das Dörfchen Jawschor errichtet, von dem aus über 50—60 m hohe Terrassenstücke hinweg der Aufstieg zu der Hochfläche von Oroschor erfolgt. Die Bergketten treten auf 2 km auseinander. Die Hochfläche liegt 120 m über der Talsohle, ist 1½ km breit und begleitet das rechte Bartang-Ufer 4 km weit. Der Boden der Oberfläche ist von Schutt und Moränenresten bedeckt. Wie auf der Tasch-kurganer Hohfläche, so sind auch hier einige zum Teil rundgehöckerte Restberge erhalten. Zwei aus Phyllit bestehende, etwa 5000 m hohe verfirnte Gipfel, Pik Vannowski und Pik Obrutschew der russischen Karte, in der Ruschan-Kette, bezw. einer S.-lichen Vorkette derselben, überragen die Oroschorer Hochfläche. Die Gipfel sind durch einen kleinen, rein weiβen, stark zerklüfteten, etwa 80 m breiten Gletscher voneinander getrennt. Zwei weitere kleine Gletscher senden ihre Bäche herab, die sich mit dem zwischen den beiden Piks abflieβenden Gletscherbach zum Oroschor-Bach vereinigen, der in die Hochfläche eine enge Klamm einschneidet. Der Bach ist im Sommer 3 m breit und 25 cm tief. O.-lich des Pik Wannowski wird ein groβeres Kartal sichtbar, aus dem alte Moränen etwa 200 m weit auf die Oroschorer Hochebene herausgedrungen sind. W.-lich des Pik Obrutschew mündet ein kurzes, steiles Kerbtal, an dessen Ausgang sich ein mit groβen Felstrümmern übersäter Schwemmkegel aufbaut, auf die Hochfläche aus. Die Hochfläche wird an ihrem oberen und unteren Teil durch Zuflüsse des Bartang steil abgeschnitten. Dor untere Bach ist im Sommer 4 m breit und flieβt zwischen groβen roten Sandsteinblöcken dahin. Durch diese Schlucht führt ein Pfad zum vergletscherten Paβ Chordschin (Kafgurbodsch oder Kongurbat der russischen Karte). Der Abfall der Hochfläche zum Bartang wird von Konglomeraten und stellenweise geschichteten Sanden, die die genannten Terrassen in 60 m Höhe bilden, begleitet.

Das aus etwa zwei Dutzend Höfen bestehende Dorf Oroschor, eine der groβten Siedlungen des Pamir, liegt auf der Hochfläche inmitten ausgedehnter Weizen- und Gerstenfelder. Auch Klee und einige Hülsenfrüchte werden angebaut. Die Felder ziehen sich vorwiegend am Fuβ der Hünge, wo sie durch die Seitenbäche leichter bewässert werden können, hin. Infolge des reichlichen Ackerbaues bildet auch Brot das Hauptnahrungsmittel der Oroschorer und Tasch-kurganer Tadschik. Die dicht am Bartang am Fuβ der Hochfläche gelegene kleine Siedlung Jawschor wird von den Tadschik nur während der Bestellung der Felder bewohnt. Pferde finden sich in dieser Gegend noch zahlreich vor, während sie in den Dörfen am unteren Bartang gänzlich fehlen. (Pferde, die ich im Sommer 1909 durchbrachte, wurden dort von den Weibern und Kindern, die dergleichen noch nie gesehen hatten, für groβe Hunde gehalten.) Unterhalb Oroschor beginnt die Provinz Ruschan. Oroschor und die weiter oberhalb liegenden Dörfer sind dem kirgisischen Gemeindeältesten des Kara-kull-Gebietes unterstellt und werden vom russischen Offizier in Pamirski-Post verwaltet….”

 

Abb. 55. Die vom Bartang überflutete Śareser Weitung.

 

Abb. 56. Śares am Bartang.

 

Abb. 57. Kleine Trogtäler In der Alitschur-Kette und das Tal des Bartang.

 

Abb. 58. Kare in der Alitschur-Kette.

 

Abb. 59. Die Verschüttung des Bartang bei Uśoi.

 

 I. Geologische Karte des Pamir.

 

III. Karten. Der Pamir nach dem Stande der Kenntnisse in den Jahren 1865, 1875, 1878 und 1884