R.v. Klebelsberg
Beiträge zur Geologie Westturkestans. Ergebnisse der Expedition
des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins
im Jahre 1913.
………………Das MAICHURA-TAL zieht
sanft fallend an der Mündung des Tälchens . von PÄNDSCH-CHOK vorbei
nach OSO zum Tale von SIGDI
In den unteren Gehängepartien
der Nordseite halten die Schiefer — man erkennt allmählich steiles Süd-Fallen — an; ihr petrographischer Habitus aber ändert
sich. Bei
der Vereinigung mit dem Sigdi-Tale sind es dunkle bis schwärzliche,
dünntafelige, dichte, kieselige Schiefer, in der Verwitterung durch den
Wechsel lichterer und dunklerer Lagen fein gebändert. Das makroskopische
Aussehen erinnert wiederholt an tuffoide Schiefer. Die Schichtung wird häufig
durch transversale Schieferung maskiert, die bisweilen stengeligen Bruch des
Gesteins bewirkt.
Die annähernd WO verlaufende Furche des Maichura-Tales setzt sich ostwärts fast geradlinig ins SIGDI-TAL fort; beide gehören, einander entr gegenlaufend, einer und derselben Längstalfurche an, die der Sigdi-Fluß bei seiner Vereinigung mit dem Maichura in schluchtartigem Quertale nach Süden hin verläßt. Die Schiefer greifen hier, steil S fallend, von der Nord- auf die Südseite der Längstalfurche über und werden dort von den Kalken über- und auch unterlagert; im Liegenden des Schiefers kommt nämlich, links des Sigdiflusses, eine mit ihrer Oberfläche ebenfalls S bis SW fallende Kalkscholle zum Vorschein; auch die Unterfläche der Hangend-(Haupt-) Masse des Kalkes fällt steil S bis SW; die Schieferzone inzwischen ist an 100 m mächtig und gewinnt nach N und O hin zunächst noch an Mächtigkeit; sie baut untere Lagen des SO-Sporns der Talvereinigung auf und östlich anschließend bis zu rasch wachsender Höhe das tiefere südseitige Gehänge des Sigdi-Längstales, während die SW-Ecke der Talvereiuigung noch fast ganz in den (Hangend-) Kalken liegt. Die liegende Kalkscholle wird bald oberhalb der Flußvereinigung (gegen Sigdi zu) für eine beträchtliche Strecke — das Tal verengt sich — vom Sigdiflusse durchschnitten. Der stark marmorisierte und von weißen Spatadern durchsetzte Kalk zeigt auf den Schicht- und Spaltflächen in der Anwitterung reichlich kieselige Imprägnationen, außerdem ist das Gestein in intensiver Weise mechanisch metamorphosiert, zu einer endogenen Brekzie zertrümmert, aufgerieben und druck-geschiefert, so daß die Trennung, des Marmors vom aufliegenden Schiefer auf Distanz mitunter schwer fällt.
Die Bedeutung der starken
mechanischen Umwandlung des Gesteins wird alsbald klar: die Marmorscholle und
das ganze ihr auflagernde Gebirge ist einer jüngeren Unterlage
aufgeschoben. Aus der kurzen Talverengung im Bereiche des Marmors tritt man
hinaus in ein rasch erweitertes Becken mit sanften, leicht gewellten
Hängen, in eine Landschaft von intensiv rotem Gesteinskolorit. Die steilen
bleichen Kalkfelsen weichen im Süden wie Norden zurück in die
Hochregion der Kämme, sie umrahmen nur mehr mit schmalem Saume die
eigenartige, weit offene Tiefe.
Das Becken von Sigdi.
(Abbildungen
6—9.)
Man bedarf nicht der Kenntnis
des gesamten Alai-Gebirges, um sagen zu können, daß das Becken von
Sigdi eine der interessantesten Regionen ist. Ringsum hoch oben auf den
Kämmen der einfassenden Berge die alten marmorisierten Kalke, herunten
breit ausladend, mitten im Hochgebirge, die jungen roten Sedimente, ohne die
Spur tiefgreifender Faltung und Synklinalbildung etwa ähnlich wie bei
Taschkurgan. Störungen anderer Art müssen hier bestehen.
SIGDI (1968 m*), das
wichtigste von den sechs Dörfern der Gegend, liegt in der breiten Sohle
des Beckens, nahe über dem Fluß. Die Gehänge
beider Seiten werden von dem roten Schichtkomplexe gebildet. An dem nördlichen Hange stehen zunächst über den Hütten des Dorfes dicke, harte,
rötlichbraune bis braungraue kalkige Bänke (OW, 15—30° N) mit Lagen einer Fossilbrekzie an. Letztere ist erfüllt mit Bruchstücken von Bivalven, besonders
großen, dickschaligen Austern, außerdem kommen darin kleine
Brachiopoden, Schnecken (z. B. Turritellen)
und Cidaridenstacheln vor, auch ein
kleiner, fein längsgestreifter, glänzendlichtbraun emaillierter,
leicht gebogener Fischzahn fand sich. Nach einer kurzen Unterbrechung der
Aufschlüsse (vertikal kaum 10 m) folgen über diesen Schichten
flachliegende Gipsmergel von bläulichgrauer Farbe mit bröckeligen weißen,
geringmächtigen Gipsbänkchen, welche oft mit nur geringen
Mergelzwischenlagen aneinander schließen. Die Schichtflächen sind gewellt. Das Gipsvorkommen ist auch den
Eingeborenen bekannt („gatsch"). Wieder etwas höher liegen,
ungenügend erschlossen, graugrüne und rote sandige Mergel. Über
diesen tritt eine weithin auffallende Felspartie aus dem sonst sanften
Gehänge vor; es sind dicke Bänke eines weißen bis gelblichen,
dichten, mehr weniger mergeligen, ab und zu etwas kreidigen Kalkes; die
Bänke wittern licht-gelblich oder grau an und streichen N 70° O mit
Einfallen 20—30° NNW**. Diese Kalke führen eine große, sehr
dickschalige Auster; man findet Stücke davon schon in den Feldern am
Fuß des Gehänges, über den Hütten von Sigdi. Die Exemplare
sind meist unvollständig erhalten, immerhin läßt sich die Form
mit ziemlicher Sicherheit in die Gruppe der Gryphaea
Esterhazyi v. PAVAY einreihen und zwar gehört sie sehr wahrscheinlich
zu G. Romanowskii J. BOEHM.
*Nach FICKERs Siedepunktsbestimmung;
nach der 10 Werst-Karte 1952 m
** S. Abb. 7.
Man muß J. BOEHM (Über kretazeische und eozäne Versteinerungen aus Fergana. In FUTTERER, Durch Asien, Bd. III, 1903, S. 103) wohl Recht geben, wenn er die schmäleren Formen der ROMANOWSKYschen G. Kaufmanni bei denen das quadratische Feld unter dem Schloß der Oberklappe (an der Innenseite) gegen den übrigen Schalenteil nicht scharf absetzt, sondern dem Verlaufe der Seitenränder nach mehr allmählich in denselben übergeht, von der typischen G. Esterhazyi v. PAV. unterscheidet (vgl. SUESS, Beiträge zur Stratigraphie Zentralasiens. Denkschr. d. Wiener Akad. d. W. Bd. 61, 1894, S. 463—465). Einzelne der Stücke zeigen Bohrmuschellöcher in der dicken Schale.
Zwischen den dicken Bänken erscheinen mehrfach dünnere Zwischenlagen, welche ganz aus Schalenstücken von Bivalven, besonders Austern bestehen; das Gestein dieser Austernbrekzie ist stark bituminös, von gelblicher bis grauer oder leicht-rötlicher Farbe. Das Streichen ändert sich auf kurzer Strecke; kaum 100 m weiter westlich mißt man N 65° O und N 30° O; das; nordwestliche Einfallen schwankt zwischen 20 und 50° und charakterisiert den NW-Flügel einer hier ziemlich steilen, sattelförmigen Aufwölbung, deren Achse gegen WSW allmählich ansteigt; der zugehörige SO-Flügel kommt am Westausgang des Beckens, über der Ortschaft NAMASGA, zum Vorschein,wo gleichartige dicke Bänke genau OW streichen mit sehr steilem (70—90°) Einfallen gegen Süd. Die bisher erwähnten Gesteine messen zusammen etwa 100 m Schichtenmächtigkeit.
Die dicken Kalkbänke oberhalb Sigdi veranlassen nach oben zu eine breite Terrassenbildung am Gehänge. Hier folgen über ihnen konkordant (N 60° O, 40° NW) dickbankige, wollsackförmig anwitternde, kleingeröllige, rote Konglomerate; die Geröllchen überschreiten durchschnittlich nicht Haselnußgröße; ab und zu und zwar undeutlich lagenweise erscheinen auch bis faustgroße Gerölle; nur ganz vereinzelte Individuen sind eckig und kantig geblieben; die Quarze zeigen oft schönen Augensteinglanz. Das Material ergänzt sich aus kristallinen Schiefern, Granit (viel Quarz), lichtem Marmor und Kalken, auch Stücke der Austernbrekzie sind vertreten. Mitten in das feine Konglomerat eingeschlossen kommen ab und zu sehr große (Durchmesser bis 1 m und darüber), unregelmäßig geformte, höchstens kantenstumpfe Blöcke einer groben, luckigen Brekzie von marmorisiertem Kalk vor, die nur in der Anwitterung oft homogen erscheinen. Auf Spalt- und Schichtflächen allgemein starke Harnischbildung.
Bereits im Verbande der Konglomerate selbst wird das Korn bisweilen so klein, daß man mitunter schon besser von einem sehr groben Sandstein spricht. Nach obenhin gehen die Konglomerate allmählich über in mehr feinkörnige und weichere rote Schichten, welche, von Halden und Moränenschutt bedeckt, hoch hinauf das Gehänge aufbauen. Für die obersten 200—300 m unter den noch höher ansteigenden Gipfelfelsen fehlen gute Aufschlüsse fast ganz und nur aus der roten Farbe des Untergrundes und dem Mangel irgendwelcher morphologischen Anzeichen eines Gesteinswechsels kann man auf das Anhalten der jungen roten Schichten bis hinauf an den Fuß (2700—2800 m) der höheren Felshänge schließen; die Struktur verbirgt sich ganz. Dort selbst jedoch, nahe der Grenze gegen die darüber aufragenden Schrofen, kommen ab und zu wieder dünnschichtige bis blätterige, bläulich- bis grüngraue oder gelbbraune, sandige bis dichte Tone und Mergel zum Vorschein, wie sie sehr gut in den Verband der turkestanischen Oberkreide - Eozän - Schichten passen; Fossilien waren nicht zu finden. Das höchste dieser Vorkommen im westlichen Teil des Beckens liegt bei ca. 2800 m (An.) N 65° W von Sigdi, wo die weichen Formen in einer Hangrippe besonders hoch unter die Felsen hinanreichen. Die jungen Schichten sind hier ziemlich ausgedehnt und weithin sichtbar an einer Böschung gelb- bis grüngrau entblößt; in den obersten Partien streichen sie N 75° W und fallen 40—50° NNO. Daran grenzt, nach der Höhe zu, allenthalben dunkler, fast durchwegs kristallinischer und stark von weißen Spatadern durchsetzter Kalk, ein Gestein übereinstimmend mit den Marmoren am Schutur Gardan - Passe und ebenso wie diese nach dem - ganzen lithologischen Habitus nicht zu unterscheiden von metamorphen paläozoischen Kalken der Ostbuchara (s. III 2). An Fossilien konnte nur eine Lumachelle mit kleinen Schälchen (u. a. von Brachiopoden) zustande gebracht werden. Der unmittelbare Kontakt ist an dieser Stelle nicht aufgeschlossen; über ihn legt sich für 10—20 m Hanghöhe Haldenschutt aus Marmormaterial, großenteils brekziös verkittet. An der tektonischen Überlagerung der jungen Schichten durch die alten Kalke kann aber kein Zweifel sein (Profil 8, Abb. 8).
Die alten Kalke und Marmore liefern in dem höher aufragenden Felsgehänge einen NW von Sigdi nicht sehr mächtigen
basalen Streifen; sie wittern in graubraunen, bisweilen etwas rötlich überronnenen, rauhen Schrofen an und lassen hier keinerlei einheitliche Struktur erkennen. Über
ihnen folgt eine etwa 200 m mächtige Zone dunkler Silikatgesteine, dann
wieder Kalkgeschröf. Im Schutt am Fuß der Felsen liegen viel
Stücke eines dunklen, gleichmäßig dichten porphyritischen
Grüngesteins, sowie Stücke harter, dichter, kieselsäurereicher,
grünlicher Schiefer (Tuffoide?). Auch über die Struktur dieser
Grünstein- und Schieferzone ließ sich an Ort und Stelle nichts
Sicheres ermitteln. Hingegen machten Aufschlüsse weiter östlich, etwa
NNO von Sigdi, an einer breiten Gehängerippe zwischen zwei Gräben,
auf Distanz gesehen sehr wahrscheinlich, daß in dem ganzen orographisch
über den jungen Schichten folgenden
Gesteinskomplexe (Marmor, Grüngestein und Schiefer) ähnliches
N bis NW Fallen herrscht wie in jenen.
Die Flucht der Felsen
über den weichen Formen des tieferen Gehänges zieht weit nach Osten,
bis in die Gegend des AKBAI KUL („See-Pass" 3870 m). Dort schließt
das Becken von Sigdi ostseitig ab. Ebenso weit verfolgt man fast geradlinig von
West nach Ost die scharfe geologische Grenze der Gesteine; nördlich und
über ihr, die ganze Hochregion des Gebirges liefernd, der Komplex der
licht an witternden Kalke und ihrer dunklen Zwischenzonen, südlich und
unterhalb, nach der Taltiefe zu, die weichen, jungen, vorherrschend roten
Schichten. Die Grenze schneidet im Bilde der Landschaft anscheinend fast
geradlinig am Gebirgsabhang hin, doch sieht man zu wenig in die
Seitengräben und Seitentälchen hinein, um daraus — bei dem ebenfalls
ziemlich geraden Gehängestreichen — auf die Neigung der Grenzfläche
schließen zu können; allem übrigen Anschein nach fällt sie
nordwärts ein.
Die sanften Gehängeformen der jungen Schichten unterhalb der Grenzlinie entwickeln sich nach Osten hin allmählich zu einer breiten Stufenlandschaft, auf deren flacher, leichtgewellter Oberseite KOKTJEPE (schätzungsweise ca. 2900 m) liegt, die letzte Ortschaft nach dieser Richtung hin. Dabei sieht man deutlich, wie die vorhin beschriebene Sattelung NW von Sigdi, deren Achse nördlich über Sigdi ihren tiefsten Punkt erreicht, ostwärts allmählich wieder ansteigt, zugleich breiter und flacher wird und schließlich am Fuße des obersten Anstieges zum Akbai Kul. wo die Stufenlandschaft von Koktjepe ununterbrochen von der Nordseite des Sigdier Beckens auf die Südseite übergreift, mit ganz flacher Wölbung beide Beckeseiten verbindet. Gleichsinnig mit der Sattelachse steigt auch die Oberfläche der Stufe von Westen gegen Osten sanft an; als deren Gesteinsfarbe leuchtet allenthalben intensives Rot hervor, nur ab und zu unterbrochen durch lichtere, graue, bläuliche oder gelbliche Schichtpartien. So liegen kurz östlich von Koktjepe den roten Schichten konkordant bläulich- bis grüngraue auf und in den höchsten Partien unter dem Akbai Kul graubraune (sanft N fallend). Die Sattelung ist mehrfach schön aufgeschlossen, z. B. an der Rippe über IBOLA; die Stufenfläche liegt größtenteils im Bereich der nach Osten hin immer sanfteren — N bis NW fallenden Sattelabdachung. Der tiefe Einschnitt des Haupttales östlich von Sigdi hingegen kommt in die aufgerissene Sattelwölbung zu liegen; oben, etwas südlich von Koktjepe, sieht man die Schichten eben noch zu beiden Seiten des Tales gegen dessen offene Mitte hin flach ansteigen. An den südseitigen Abfall schließt sich dort eine ganz flache seichte Mulde an, deren Südflügel dann wieder sanft zum Fuße der Kammfelsen im Süden des Beckens ansteigt. Im Kern der Antiklinale treten östlich von Ibola — Beobachtung auf Distanz — unter den roten und anderen jungen Schichten massige — vermutlich Kalk-Felsen hervor; eine Schichtung ist, wenigstens im Blick aus der Ferne, darin nicht deutlich zu erkennen; nur nahe östlich von Ibola scheinen sie steil NW fallend gebankt zu sein. In diese tiefste erschlossene Felsunterlage schneiden die tiefsten Lagen des Haupttales oberhalb Ibola schluchtartig, mit schöner Kulissenbildung, ein; die Aufschlüsse konnten leider nicht besucht werden, die Frage nach der Bewandtnis dieser vermutlichen Kalke muß daher unbeantwortet bleiben; vielleicht gehören sie bereits der Unterlage der Oberkreide-Eozän-Schichten an, möglicherweise aber sind es nur besonders ausgebildete Bänke der letzteren.
Das höhere, felsige Gebirge nördlich über der Terrassenlandschaft von Koktjepe gehört der Flucht paläozoischer Kalke und Marmore und ihnen zwischengeschalteter Silikatgesteine an. Während aber im NW von Sigdi die jungen Schichten des Beckeninnern an eine basale Kalk-(Marmor-) Zone grenzen, kommt dort, schon an der Rippe über Ibola, von seiten des älteren, höheren Gebirges stellenweise ein unterster Silikatgesteinsstreifen dem Nordrande der jungen Schichten am nächsten (deren unmittelbare Grenze ist großenteils durch Gehängeschutt verdeckt). Auf diese unterste Silikatgesteinszone folgt nach einer Zwischenlage von wirrem Kalkgeschröf eine zweite höhere, die weit mächtiger ist und bis hinauf an den Fuß der Gipfelfelsen östlich des ANSOB-PASSES reicht; von den vier dort hervortretenden Felsgipfeln zeigt der westlichste größtenteils Kalkschrofen, der nächste hingegen vorwiegend Silikatgestein, der dritte wieder Kalk (Marmor) und der östlichste besteht anscheinend ganz aus den dunklen Silikatfelsen; auch der Gegensatz der Formen kehrt diese durch den Wechsel der Farbe deutlich geprägten Unterschiede hervor. Der ANSOB-PASS (3730 m) selbst, soviel man von ihm aus halber Höhe sieht, ist eine breite, durch untergeordnete Felsbuckel gegliederte flache Kammsenke, die größtenteils die dunklen Silikatgesteine zum Untergrunde hat.
Was am Rande der Stufenlandschaft von seiten der jungen Schichten oberflächlich die Grenzlinie gegen die Felsen der Hochregion liefert, ist auf Distanz nur vereinzelt zu beurteilen. An der Rippe über Ibola sind es rote Schichten, anderwärts gelbbraune Lagen ähnlich denen N 65° W von Sigdi.
Unter dem AKBAI KUL hängen die jungen Schichten der Nordseite,
wie gesagt, mit denen an der
Südseite des Beckens ununterbrochen zusammen. Man sieht die Schichtenausstriche ganz
flach in die Ost-West-Richtung umbiegen und dann am Gehänge südlich
über Sigdi fast horizontal entlangziehen. Der Wechsel härterer und
weicherer Bänke bewirkt hübsche selektive Terrassierung; mit einer
Anzahl übereinander folgender schmaler Staffeln, Gesimse und
Böschungsknicke steigen die Hänge hinan bis hoch oben an den
Fuß der südlichen Felseinfassung, die ganz der im Norden gleicht.
Bald westlich von Sigdi aber, an dem NNW gerichteten Seitentälchen
DUSCHECHA*, schneiden die Ausstriche der jungen Schichten nacheinander von oben
nach unten ganz unvermittelt ab an der hier schräg zum westlichen
Beckenausgang hinabziehenden Basis des höheren Felsgebirges; und dort, wo
wir beim Betreten des Beckens von Sigdi (s. o.) unvermittelt aus den alten
Kalken und Marmoren in die roten Schichten übertraten, schneidet die
Grenzlinie durch den Talgrund ans nordseitige Gehänge hinüber, um
dort in NNW- bis NW-Richtung rasch wieder anzusteigen.
*S. Abb. 9
Im genaueren ist der Grenzverlauf an der Südseite des Beckens folgender. Die linke (westliche) Mündungsecke des Duschecha-Tälchens besteht ganz (von Schutthalden abgesehen) aus den alten Marmoren (der Liegendscholle von S. 47), die hier undeutlich SW fallend gebankt sind; bald oberhalb tauchen dieselben auch schon auf der rechten Seite des Darai Duschecha auf und die Grenze folgt nun SSWwärts der rechten Kante des Tälchens bis in ca. 2800 m empor, wo diese Kante mit deutlicher Winkelbildung steiler anzusteigen beginnt. Im Winkel schwenkt die Ausstrichlinie, weiterhin nur mehr sanft ansteigend, nach Osten, fährt hier zunächst ein Seitentälchen aus — die Grenzfläche fällt hier Süd —, um dann fast horizontal oder nur wenig ansteigend am Fuß des ganzen südseitigen Felsgürtels entlang in den südöstlichen Winkel des Beckens zu verlaufen. Nun biegt mit der Flucht der Felsen auch die Grenze der Gesteine gegen Nord und nur die mäßig breite Öffnung des Akbai Kul trennt, in der Höhe, den südlichen Felsrahmen vom nördlichen, während die jungen Schichten im Beckeninnern hier ununterbrochen und, wie es scheint, auch vollkommen ungestört, in flacher Lagerung für die Nord- und Südseite des Beckens zusammenhängen.
Die Hochgebirgsfelsen im
Süden bestehen, soweit die Beleuchtung der Beobachtung günstig war,
überwiegend aus Kalken und Marmoren, die Rolle zwischengeschalteter
dunkler Silikatgesteine ist anscheinend geringer als an der Nordseite. Der Keil
dunkler Schiefer zwischen Liegend- und Hangendkalken am Westausgang des Beckens (s. o.) spitzt
nach Osten hin schon bald aus.
Granitfindlinge im Geröll
des Sigdibaches beweisen das Anstehen von Granit im Talhinteigrunde (vermutlich
im Bereich der überschiebenden Scholle).
Die Beobachtungen im
Becken von Sigdi lassen freilich sehr zu wünschen
übrig; sie beruhen großenteils nur auf instruktiver Sicht, bloß das eine Profil
an der Nordseite konnte begangen werden. Die Erscheinungen aber treten so großartig zutage, daß über die Hauptsache doch wohl kein Zweifel
sein kann: das Becken von Sigdi ist nicht
oder nur untergeordnet eine Einbruchregion, sondern der Aufriß einer großen, deckenförmigen Überschiebung.
Innerhalb eines Rahmens alter,
paläozoischer Kalke und Schiefer, die ringsum die Berge krönen,
liegen in der Beckentiefe die jungen oberkretazisch-eozänen Schichten
bloß. Überschobene Lagerung konnte am Westausgange des Beckens, im
Talgrunde und hoch an der nördlichen Lehne unmittelbar festgestellt
werden, entlang der Südseite ist sie außer Zweifel, im Osten spricht
aller Anschein dafür und auch an der Nordseite, wo man, abgesehen von der
einen näher untersuchten Stelle noch am ehesten zur Annahme eines Bruches
kommen könnte, ist sie das Wahrscheinlichere.
Die
Überschiebungsfläche ist verbogen. Sie fällt am Westausgang des
Beckens, im Duschecha-Tälchen, SSW bis SW, an der Südseite, nach
Aufschlüssen eines Seitentälchens zu urteilen, Süd, im Norden
vermutlich Nord. Im großen ganzen annähernd gleichsinnig damit
verhält sich das Einfallen der Schichtung in der überschobenen (nach
den spärlichen Andeutungen) wie liegenden Masse (nach der medianen
Sattelung), so daß man den Eindruck gewinnt, nach erfolgter
Überschiebung habe das ganze Paket noch gemeinsam eine Zusammenstauchung
erfahren.
Vom Westausgang des Sigdier Beckens schneidet die Überschiebung schräg durch den Hauptkamm des Hissar-Gebirges (vermutlich in der Gegend des Passes CHSCHIR) und die Stelle, wo man drüben im DSCHISCHIKRUT-TALE zunächst wieder auf die jungen, roten Schichten kommt, liegt ziemlich genau im Streichen (NW bis NNW) der Überschiebungsfläche am Westausgang des Beckens von Sigdi.